Sog. 'Salzband' (durch Salz und Wasser beschädigtes Buch)
Beschreibung
Das Buch "Bewegung der Bevölkerung im Königreich Bayern" aus dem Jahr 1878 ist ein 570 Seiten starker Band mit einem stabilen Papp-Einband, der mit braunem, gestreiften Wolkenpapier bezogen ist. Auffällig ist die dicke Kruste mit einer rauhen, kristallartigen Oberfläche auf dem Buchdeckel. Zudem ist das Wolkenpapier stellenweise abgerissen und rechts unteren klebt ein schwarzer Papierfetzen - wohl der Teil eines anderen Buchumschlages. Der Buchrücken zeigt vor allem am rechten Rand eine merkwürdigen, blasenartigen Belag. Verursacht wurden diese Schäden durch stark salzhaltiges Wasser, das über einen liegenden Bücherstapel gelaufen ist und anschließen durch extreme Hitze rasch wieder verdunstet ist, ohne tief in das Buch eindringen zu können. Am Buchrücken sieht man förmlich die Blasen des kochenden Wasses. Dieses Buch ist einer sog. 'Salzbände' die praktisch ausschließlich in der Marburger Universitätsbibliothek zu finden sind, denn solche Schäden können nur unter sehr ungewöhnlichen äußeren Umständen entstehen: In den unterirdischen Stollen der Schachtanlage Heimboldshausen-Ransbach waren während des II. Weltkrieges u. a. Bücher der Preußischen Staatsbibliothek Berlin und der Marburger Universitätsbibliothek eingelagert. Nach dem Ende der Kampfhandlungen wurde hier ein Brand gelegt, der auf diese Buchbestände übergriff. Feuer, Rauch und Hitze - vor allem aber das Löschwasser und das darin gelöste Salz verursachten Schäden, die für Restauratoren bis dahin unbekannt waren. Die Bücher kamen nach dem Krieg auf Veranlassung der Amerikaner alle nach Marburg. Für den Umgang mit den 'Salzbänden' musten erst neue Verfahren entwickelt werden und die Papierrestauratoren der Marburger Universitätsbibliothek haben hierfür in jahrzehntelanger Arbeit die notwendige Expertiese erworben.