"Von einem unzeitigen fruen todt."
Beschreibung
Holzschnitt des unbekannten Petrarcameisters als Illustration zu Francesco Petrarcas (1304-1374) "Trostspiegel in Glück und Unglück", Cap. CXX, unter dem Titel: "Von einem unzeitigen fruen todt.". In einer städtischen Strasse ist ein Scheiterhaufen auf einem vierstufigen Steinpodest errichtet. Die Frau im höfischen Kleid, die dort in den Flammen steht, richtet einen langen Dolch gegen ihre Brust, als wolle sie sich erstechen. In den konzentrischen Kreisen, die sie umgeben, fliegt eine weibliche Engelsfigur, die ihr die langen Haare abschneidet. Seltsamer Weise ist nur ein einziger Mann am linken Bildrand als Publikum bei dieser öffentlichen Hinrichtung anwesend. Diese wird jedoch ergänzt durch eine kleine Szene am linken oberen Bildrand, dort wird ein Mensch, dem Titel entsprechend vermutlich ein Kind, von einem Bären und einem Wolf zerfleischt. Auf der Rückseite befindet sich ein Textfragment in Neuhochdeutsch, in dem über den frühen, unzeitigen Tod philosophiert wird. Petrarcas Buch kann als einer der frühen "Ratgeber" verstanden werden, in dem Personifikationen wie Vernunft, Schmerz und Freude in Dialogen über Glück und Unglück diskutierten. Verbunden mit den großartigen Holzschnitten des Petrarcameisters wurde das "Trostbuch" ein begehrtes Werk und bis 1756 unzählige Male wiederaufgelegt. Der Umkarton ist von Hand beschriftet, unter der Grafik steht: "Aus Petrarcas "Trostspiegel". In der rechten unteren Ecke ist der Hinweis auf den vermuteten Künstler vermerkt: "Hans Weiditz 1522", da Weiditz eine Zeitlang als Petrarcameister angenommen wurde.