Raffael in Florenz
Beschreibung
Raffael steht inmitten der Meister der italienischen Renaissance und ihrer vorbildlichen Werke in Florenz. Fra Bartolomeo zeigt seinem Schüler Raffael die Kartons der Schlacht bei Cascina von Michelangelo und der Schlacht von Anghiari von Leonardo - zwei berühmte Exempel Florentiner Malkunst, deren Ruhm sich durch den Umstand, dass in beiden Fällen die für den Palazzo Vecchio bestimmten Wandgemälde verloren oder nicht ausgeführt wurden, nur verstärkt hat. Im Vordergrund rechts ein Kopist ("uno che Copia i Cortoni"). Der junge Raffael steht vertieft in den Anblick der berühmten Vorbilder ruhig im Zentrum der Darstellung, was durch die Ausführung mit der Feder noch unterstrichen wird. In der linken Bildhälfte stehen weitere florentiner Künstler Pate für die Vervollkommnung des jungen Malers; der in Rückenansicht gezeigte junge Mann im Bildvordergrund ist als "Ghirlandaio" bezeichnet. Im Hintergrund werden zwei Werke der Architektur, Brunelleschis Kuppel des Florentiner Doms sowie Giottos Campanile namentlich erwähnt. Das Blatt ist eine Vorzeichnung zu Tafel 8 aus dem "Leben Raphael Sanzio's von Urbino in zwölf Bildern dargestellt [...]". Diese zwölfteilige Serie mit szenischen Darstellungen aus Raffaels Leben erschien erstmals 1816 in Frankfurt und wurde 1838 bei Scheible in Stuttgart nachgedruckt. In der deutschen Romantik hatte die Verehrung Raffaels beeinflusst durch Schriften wie die "Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders" von Ludwig Tieck und Johann Heinrich Wackenroder eine kaum ermessliche Renaissance erfahren. Die Rückseite des Blattes weist zwei Skizzen zu einer Mutter mit Kind bzw. zu einer Caritas auf. Mit einer Caritas nach dem Vorbild Raffaels beschäftigten sich die Brüder Riepenhausen 1814 sowie 1816. NSt