Beschwörungsszene
Beschreibung
Die einem Queroval einbeschriebene Darstellung zeigt eine nächtliche Szene bei Vollmond in einer felsigen Landschaft. Vor dem vom Mond hell beschienenen Grund heben sich dunkel die Silhouetten von zwei Figuren in langen Gewändern und einem Opferaltar ab, im Hintergrund schwimmt ein Schwan. Während die linke Figur beide Hände in einem Opfergestus gen Himmel erhoben hat, kriecht die zweite Gestalt auf den Knien zur ersten hin, die rechte Hand nach ihr ausstreckend. Um die Szene herum zieht sich, angedeutet nur, ein magischer Kreis. Das Blatt hat in der Forschung eine Vielzahl von Deutungen erfahren, von einer Illustration zum Zauberlehrling (Heuer 1909b, I Nr. 8), über eine Illustration zum Medea Mythos (Maaß 1913, S. 6/11, 23, 32, T. C.) bis hin zu Deutungen, die die Verwandtschaft mit der "Sphäre des Faust" herausgestellt haben (Münz 1949, S. 111, Abb. 169). Laut Maisak ²2001, Nr. 186, S. 257 entstand die Zeichnung "aller Wahrscheinlichkeit nach [...] in Zusammenhang mit Goethes Konzeption der Classischen Walpurgisnacht, dem düsteren "Schauderfeste" im Zweiten Teil des Faust". Entsprechend weit gehen auch die Datierungen der ungewöhnlich expressiven Federzeichnung auseinander und reichen von einer Datierung in die 1770er Jahre (in einer Auseinandersetzung mit Müller und Kobell) bis hin zu den 1820er Jahren.