Der Lebensbaum [Entwurf zu einer Geschenkzeichnung für Emilie Linder]

Beschreibung

Komplexe, symmetrisch und in einem den Bildrahmen von oben nach unten durch Anstückungen erweiternden Prozess entworfene arabeske Komposition, deren Reinzeichnung im Krieg verloren und lediglich in alten Fotografien überliefert ist. Die komplexe Bilderfindung, die Clemens Brentano als Ausdruck seiner Liebe zu Emilie Linder entworfen hat, erhellt sich nur zum Teil aus einem 1834 verfassten und ebenfalls Emilie Linder gewidmeten Manuskript. Es trägt ebenso wie der "Lebensbaum" den Titel "Lilia sub tilia" - die Lilien unter der Linde - und bringt wie das Bild seine Liebe zum Ausdruck. Brentano stellte das Bild in die Tradition des Kalenderbildes, konkret als Kalenderbild des 19. Oktober, den (allerdings fiktiven) Geburtstag der Angebeteten. Oben rechts erscheint der Evangelist Lukas, der Namenspatron dieses Datums mit seinem Attribut, dem Stier. Links setzt der heilige Petrus von Alcantara ein Kind vor die Staffelei des Heiligen Lukas, der zugleich der Patron der Maler ist. Mit den Worten Brentanos kreiert er in dem Lebensbaum "ein Kalenderbild in Bezug auf die himmliche Geburt der beiden Heiligen, es bezeichnet deren Sterbetage, in Bezug auf das Kind [Emilie Linder] bezeichnet es dessen irdischen Geburtstag, gefallen in die gefallne Natur, aus der Ewigkeit in die Zeit." Die für Clemens Brentano typische, enigmatische Bildsprache kombiniert christliche Ikonographie, Elemente von Philipp Otto Runges "Vier Zeiten" und Strixners Zeichnungen nach Dürers Randzeichnungen im Gebetbuch Maximilian miteinander.

Material & Technik
Bleistift, Feder in Schwarz, weiß gehöht (Pinsel), aus mehreren Bögen zusammengesetzt, montiert auf zusammengeklebte Bögen von Johann Nepomuk Strixners Litographie-Serie nach Gemälden der Sammlung Boisserée
Abmessung & Dimension
Blatt: 1001 x 650 mm (unregelmäßig)