Die Märchenerzählerin

Beschreibung

Auf einem niedrigen Korb hockt - im Profil nach links - eine alte, erzählende Frau, die ihre Geschichten mit sprechenden Gesten begleitet. Vor und hinter ihr sitzen, liegen oder kauern Kinder, die, wie die Alte, altdeutsch gekleidet sind und ihren Märchen lauschen. Aus einem rauchenden Kienspan hinter der Erzählerin zieht sich eine Arabeske mit Märchenmotiven und Pflanzen um die gesamte Gruppe. In der Arabeske lassen sich Georg der Drachentöter, Dornröschen und ein mit Schädeln und Knochen kegelnder Mann (wohl aus: "Von einem, der auszog das Fürchten zu lernen") erkennen. Steinle selbst äußerte sich in einem Brief an Clemens Brentano zu diesem Werk: "Eine Märchen erzählende Frau vor Kindern, die lang in mir saß, mußte heraus, und aus dem rauchenden Kienspan entstand ein ganzes Märchen wie ein Ornament um die Zeichnung. - Ich glaube eine bestimmte Stimmung getroffen zu haben, und Bernus war so begeistert von der Zeichnung, daß er mir keine Ruhe ließ, bis ich sie ihn gestern forttragen ließ." (zitiert nach: A. M. v. Steinle (Hrsg.), Edward von Steinles Briefwechsel mit seinen Freunden, 2 Bde., Freiburg 1897, Bd. 2, S. 60.) Bei dem vorliegenden Blatt handelt es sich wohl um eine Wiederholung für die Familie Brentano, denn gemäß der Überlieferung verbirgt sich hinter der Märchen erzählenden alten Frau ein Porträt Antonie Brentanos geb. Birkenstock (1780-1869). Das Original, das Franz Freiherr von Bernus erwarb, ist in einer Lithographie Franz Hanfstaengls von 1845 reproduziert und befindet sich heute im Kölner Wallraf-Richartz-Museum. Eine Vorzeichnung zur Gruppe der lauschenden Kinder gelangte 2008 in den Kunsthandel (vgl. externe Bezüge).

Material & Technik
Bleistift auf Velinpapier
Abmessung & Dimension
Blatt: 563 x 690 mm