Skizzenbuch mit Motiven aus Wiepersdorf und Rügen

Beschreibung

Skizzenbuch mit Zeichnungen der Dorfkirche und des Arnim'schen Gutshauses in Wiepersdorf, des Arnim'schen Herrenhauses in Blankensee in der Uckermark sowie Motiven von der Insel Rügen, darunter Stubbenkammer und die dortigen Kreidefelsen, verschiedene Blicke auf die Steilküste sowie eine Ansicht vom heutigen Badehaus Goor, errichtet als "Friedrich-Wilhelm-Bad" durch Fürst Wilhelm Malte von Putbus. Das Skizzenbuch mit beigefarbenem Leineneinband misst 192 x 263 mm und umfasst insgesamt 31 Bleistiftzeichnungen, darunter auch ein Panorama, das sich über eine Doppelseite erstreckt (Blatt 3v und 4r) sowie mehrere die Dargestellten lediglich grob skizzierende Porträtstudien. Die überlieferte Zuschreibung des Skizzenbuchs an Maximiliane von Arnim lässt sich durchaus mit deren vornehmlich der Landschaft zugeneigten zeichnerischen Interessen in Einklang bringen. Stilistisch sind viele der Ansichten feiner und sorgfältiger ausgeführt als das Gros ihrer oft etwas schnell und nicht immer sauber gezeichneten Arbeiten. Ansätze zu einer differenzierten und auch detaillierteren Durchgestaltung etwa von Baumschlag und Unterholz finden sich jedoch bereits im italienischen Skizzenbuch von 1851/52 (vgl. III-15039, Nr. XI 3, beispielsweise Seite 37). Ein Ausflug auf die Insel Rügen findet für den Sommer 1859 Erwähnung in den Lebenserinnerungen der Zeichnerin. Von der Sommerfrische in Heringsdorf aus besuchte sie Rügen, und erwähnt auch, dass sie auf Stubbenkammer die Bekanntschaft des Zoologen Carl August Dohrn (1806-1892) und dessen Sohnes Anton Dohrn (1840-1909), dem Begründer der Stazione Zoologica in Neapel, gemacht und diese auf der Heimreise in Stettin besucht habe ("Denk Dir, in dem Aquarium sind zwei Unken, die kommen, wenn der junge Dohrn uht, uht macht, herbei, strecken ihren Kopf heraus und wollen von ihm auf dem Kopf gekrault sein."). Entweder auf dem Hinweg oder auf dem Rückweg mag auch ein Besuch bei dem Bruder Friedmund in Blankensee in der Uckermark stattgefunden haben. Wiederholt macht Maxe in ihren Lebenserinnerungen Bemerkungen zu der etwas wilden, anspruchslosen Lebensweise des Bruders (vgl. Werner [1937], S. 166, 263). Umso aufmerksamer und aufgeschlossener dürfte sie dem Bau des neuen Herrenhauses gegenüber gewesen sein, den dieser wohl anlässlich seiner späten Hochzeit mit Marie von Trott geb. zu Solz um 1860-1862 besorgte. Der Neubau oder die Pläne zu diesem finden Widerhall in fünf Zeichnungen des Skizzenbuchs (Blatt 13r, 14r, 17r, 19r, 20r), die verschiedene Ansichten eines recht imposanten bzw. exponiert gelegenen dreigeschossigen Gutshauses im neogotischen Stil mit einer Freitreppe und über Eck gestellten Türmen sowie Fenstern mit Maßwerk zeigen. Auch geben manche der Darstellungen eine Einbettung des Baus in die umgebenden, wohl blühenden Länderein mit Wirtschaftsgebäuden. Der Landwirtschaft scheint Friedmund von Arnim ganze Aufmerksamkeit gegolten zu haben. Ein Vergleich mit dem heutigen Aussehen von Schloss Blankensee zeigt, dass Maximilianes Zeichnungen den Bau insbesondere hinsichtlich seiner herrschaftlichen Lage idealisieren. Das Skizzenbuch beschließen weitere Ansichten von Wiepersdorf, die mit Blick auf die Datierung wohl auch vor dem Hintergrund des Todes und der im Januar 1859 in Wiepersdorf neben Achim von Arnim beigesetzten Bettina von Arnim zu betrachten sind. Dem Skizzenbuch lagen laut der Inventarisierung der 1990er Jahre 9 lose Blätter mit insgesamt 10 Zeichnungen ein, die hier als Inventarnummern "III-15039, Nr. XI 2, loses Blatt 001r" bis "III-15039, Nr. XI 2, loses Blatt 009" angehängt werden. Nur Blatt 7 mit einem Blick auf eine Steilküste steht eindeutig mit den Motiven von Rügen aus dem vorliegenden Skizzenbuch in Verbindung. Eine Gruppe von fünf weiteren Zeichnungen (Blatt 2, 3, 5, 6 und 8) befasst sich, verschiedene Techniken auslotend, mit einer auf einer Insel in einem Bergsee gelegenen Schloss- oder Klosterarchitektur. Diese durchweg auf Papier desselben Zeichenblocks mit den Maßen 146 x 223 mm ausgeführten, teilweise aquarellierten oder mit der Feder überarbeiteten Bleistiftzeichnungen dürften in Süddeutschland, Österreich oder Italien entstanden sein und sind somit hinsichtlich ihrer Datierung nicht gesichert. NSt

Material & Technik
Skizzenbuch mit beigem, gestrichenem Leineneinband. Am oberen Deckel zwei, am unteren Deckel eine Öse, Fadenheftung, nicht paginiert. Enthält 31 Bleistiftzeichnungen auf insgesamt 24 Seiten.
Abmessung & Dimension
Einband, geschlossen: 192 x 263 mm; Blatt: 185 x 255 mm