Sonnenweib [Teilentwurf zum Goethe-Denkmal]
Beschreibung
Das "Sonnenweib", eine Lichtgestalt mit "flammendem Haupt und gehobnen Flügeln" zwischen "zwei riesige[n] Aloe", wie Bettine von Arnim selbst ihre Bilderfindung 1846 in einem Brief an Varnhagen beschreibt, war für ein Relief an der Rückseite des Throns ihres Goethe-Denkmals bestimmt und liegt hier in einer durchgepausten (?) Figurenskizze vor. Durch die erhobenen Arme, die Flügel sowie die in diagonalen Bahnen von ihren Schultern herabfallende Mantelenden scheinen Strahlen von dem nackten Körper auszugehen. Anders als ihr androgynes Gegenstück, das den weiter ausgeführten und sorgfältiger gearbeiteten Entwurf III-13897-003 bildmittig beherrscht, schwebt das Sonnenweib mit deutlich betonter Brust in der rechten Blatthälfte; links wird es von einer grob umrissenen, blühende Agavenstaude flankiert, der obere Bereich des Blattes ist leer. In dem für Bettine typischen Konturenstil gezeichnet, ist der Sinngehalt der Figur, die Elemente des Sonnengottes Helios mit der geflügelten Nike verbindet und durch das Stützen des Tierkreisbogens überdies auf den das Himmelsgewölbe tragenden Atlas verweist, schwebend (Maisak 2015, S. 345). Die Apotheose Goethes werde dabei zusätzlich durch die Aloepflanzen unterstrichen, die seit dem 18. Jahrhundert als "Königin unter den Pflanzen und als Sinnbild der Unvergänglichkeit und der göttlichen Majestät" verehrt worden sei (Maisak 2015, S. 345).