Charitas Meixner, spätere Schuler
Beschreibung
Charitas Meixner war eine Tochter des Wormser Kaufmanns Georg Friedrich Meixner und seiner Frau Maria Dorothea, geborene Moritz. Da ein Onkel, der Kanzleidirektor Heinrich Philipp Moritz (1711-1769) seit 1762 in Goethes Elternhau wohnte, wurde Charitas bei Besuchen in Frankfurt um 1764/65 mit dem jungen Goethe und seiner Schwester Cornelia bekannt. Die beiden Mädchen schlossen enge Freundschaft, und auch Goethe umschwärmte bald die schöne und intelligente Charitas. Später ließ er Cornelia die Verehrte aus Leipzig grüßen, und in Briefen an ihren Vetter Augustin Trapp in Worms bekannte er seine "passion pour la belle Charitas", distanzierte sich später sodann nachdrücklich von diesen Worten (2. Juni und 1. Oktober 1766, WA IV,1, Nr. 14 und 15). Erst im Dezember 1769 sah Goethe seine Jugendfreundin wieder in Worms, die zu jener Zeit wohl schon mit dem Kaufmann Georg Friedrich Schuler verlobt war. Charitas verstarb bereits mit 27 Jahren nach der Geburt ihres vierten Kindes. Das Frankfurter Porträt ist die Kopie nach einem zeitgenössischen Bildnis, das traditionell dem Wormser Maler Ußwald zugewiesen wurde (vgl. Hauß/Johannes/Wisser 1982, S. 69). Nach dem Alter der Dargestellten und der Mode dürfte das Bildnis bereits um 1765/70 entstanden sein. Es müsste sich also um ein ausgesprochen frühes Werk des erst 1755 geborenen Künstlers handeln, dessen Schaffen im Übrigen weitgehend unbekannt geblieben ist. Die Erstfassung ging wahrscheinlich durch Charitas' Tochter Regina Luise Schuler, verehelichte Renz in den Besitz der Familie Renz über; die gleiche Erbfolge ist für das frühe Goethe-Porträt von unbekannter Hand, belegt. Das originale Charitas-Porträt befand sich zuletzt im Besitz einer weitläufigen Verwandten der Familie in Mittenwald und wurde 1959 an einen Karlsruher Antiquitätenhändler veräußert, danach verlieren sich seine Spuren (Mitteilung von Oberst W. Renz, Wiesbaden; Brief vom 14. Februar 1960 in der Bildakte zum Goethe-Porträt). - Die Frankfurter Kopie zeichnet sich durch einen relativ dünnen und gleichmäßigen Farbauftrag aus und ist auf maschinengewebte und vorgrundierte Leinwand gemalt, was für eine moderne Kopie aus dem frühen 20. Jahrhundert spricht. (Quelle: Maisak/Kölsch: Gemäldekatalog (2011), S. 337-338)