Gedenk-Plastik "Remember the Lusitania (Mutter mit Kind)

Beschreibung

Rechteckiges Onyx-Gestein mit aufgeschraubtem, vergoldetem Bronzerelief (Mutter mit Kind, am rechten Rand zwei Hände, die eine Blume brechen); Plastik zum Gedenken an das durch die deutsche Marine versenkte englische Schiff "Lusitania". Zum Hintergrund: Die Lusitania war ein englisches Passagierschiff, das im Juli 1907 in den Dienst gestellt wurde. Mit einer Länge von rund 240 m und einem personellen Fassungsvermögen von 2165 Passagieren galt es, zumindest für einige Monate, als das größte Schiff der Welt . Es wurde für die transatlantische Route Liverpool – New York eingesetzt. Das Schiff zeichnete sich durch eine hohe Robustheit aus, war es bei seinen Überfahrten doch immer wieder mit teils bedrohlichen Schlechtwetterfronten oder technischen Defekten konfrontiert worden, die jedoch nie ernsthafte Folgen haben sollten. Jene Robustheit nutzte ihr am 7. Mai 1915 allerdings nichts. Seinerzeit befand sich die Welt in einem der schlimmsten Kriege aller Zeiten, der später als Erster Weltkrieg in die Geschichte eingehen sollte. Begonnen hatte er mit der Kriegserklärung Deutschlands gegenüber Russland (1. August) , kurz darauf gegenüber Frankreich (3. August). Einen Tag später dann verkündete England als Bündnispartner Frankreichs gegenüber Deutschland den Krieg, nachdem deutsche Truppen in Frankreich einmarschiert waren. Seit Ausbruch des Krieges bestand für britische Zivilschiffe somit eine große Gefahr von der gegnerischen Kriegsflotte ausgeschaltet zu werden. Die Lusitania setzte dennoch ihre Fahrten zwischen England und den USA fort, zumal sie auch für den Transport kriegswichtiger Güter benötigt wurde. Auf der Rückfahrt vom amerikanischen Kontinent erreichte sie am 6. Mai 1915 die gefährdeten Gewässer vor Irland und Großbritannien. Entsprechende Vorsichtsmaßnahmen wurden umgehend eingeleitet: z.B. Fahren unter Funkstille, Ausschwingen der Rettungsboote, zusätzliche Wach- und Ausschauposten, erhöhte Geschwindigkeit. Einen Tag später aber fing das deutsche Marine-U-Boot U 20 den Passagierdampfer ab und feuerte ohne Vorwarnung einen Torpedo auf das Schiff. Der Einschlag hatte enorme Folgen, was vor allem daran lag, dass das Schiff mehrere Tonnen Kriegsmunition verschiedener Art geladen hatte, darunter über 4 Millionen Gewehrpatronen, 5000 Granaten sowie über 3000 dafür vorgesehene Aufschlagzünder. Die Explosion war deshalb von einer unglaublichen Wirkung, sodass das Schiff binnen 18 Minuten sank. Von 1959 Passagieren und 701 Besatzungsmitgliedern kamen insgesamt rund 1.200 Personen ums Leben. Besonders dramatisch war die Situation der Kinder. Hier waren Rettungsversuche nahezu aussichtslos, was dem Umstand geschuldet war, dass sich die Kinder zum Zeitpunkt des Einschlags zum Mittagessen befanden. Damals war es üblich, dies nicht zusammen mit den Eltern in den Speisesälen an Deck einzunehmen, sondern separat von ihnen unter Deck, begleitet von weiblichem Schiffspersonal. Schon kurz nachdem der Torpedo die Steuerbordseite getroffen hatte, entwickelte das Schiff eine derartige Schlagseite, die den Kindern eine Flucht an Deck unmöglich machte. Ebenso wenig konnten die Eltern zu ihren Kindern gelangen. Einige wenige Kinder, die es dennoch nach oben schafften, wurden im dortigen Gedränge erdrückt oder starben in den eisigen Fluten. Insgesamt waren es 94 von 129 Kindern, die ihr Leben verloren. Die ungeheure Dramatik wird unmittelbar spürbar durch die Schilderung eines Überlebenden: „Ich wartete, bis das Wasser in gleicher Höhe mit dem Hauptdeck war, und sprang dann über Bord. Im Wasser war der Anblick von Frauen mit Kindern und Babys in ihren Armen fürchterlich. Die Luft war von Schreien erfüllt, und Mütter flehten Personen in den Booten an, ihre Babys zu übernehmen.“ An dieses bewegende Schicksal erinnert nun das Sammlungsstück des Museums für Sepulkralkultur, an dem sich zugleich die Kaltblütigkeit damaliger deutscher Kriegspolitik spiegelt . Es handelt sich um eine rechteckige Bronzeplatte, in dessen Mitte das Relief einer Frau zur Darstellung kommt, deren Hände beschützend auf dem Rücken ihres Kindes ruhen, welches auf ihrem Bauch liegt. Es wirkt als sinken beide immer tiefer ins Wasser, um sogleich von den Fluten gänzlich verschluckt zu werden. Die Bronzeplatte weist nämlich abseits der beiden Personen keine ebenmäßige Oberfläche auf, sondern hat gestalterische Indifferenzen und Aufwerfungen, welche somit die Oberflächenstruktur des Meeres mit seinen vielfältigen Wellenformationen und Bewegungen nachbilden. Am rechten Rand befindet sich die händisch eingravierte Inschrift: „REMEMBER THE LUSITANIA“. Am unteren Rand ist außerdem eine persönliche Widmung eingebracht: „Au Dr. MENARD/Buenos Ayres 8-1918“, auf der Rückseite der Name: „A. WATELET“. Es ist nicht auszuschließen, dass es sich bei der Bronzeplastik um ein individuell gefertigtes Gedenkobjekt handelt. Vielleicht verbirgt sich hinter „Dr. MENARD“ ein Hinterbliebener oder eine in anderem Kontext mit dem Ereignis verbundene Person, die es im August 1918 (siehe Inschrift) gewidmet bekam. Bisherige Recherchen brachten kein Ergebnis, auch nicht in Bezug auf den rückseitig angegebenen Namen. Da schon kurz nach der Katastrophe viele Gedenkobjekte zum Untergang der Lusitania entstanden und vertrieben worden sind – darunter zahlreiche Medaillen –, ist die Überlegung, es könnte sich um ein „Massen-Souvenir“ im Sinne eines englischen Propaganda-Mittels handeln, ebenso wenig abwegig. Ein identisches Stück konnte bislang allerdings nicht eruiert werden. Die Gedenkbronze wurde für das Museum im Jahr 1990 bei einem Wiesbadener Antiquitätenhändler erworben, der keine näheren Angaben zur Provenienz des Objektes machen konnte. Man darf gespannt sein, ob sich das Rätsel um die eingravierten Namen doch eines Tages lösen lässt und ebenso ermittelt werden kann, ob es sich um ein „Massenprodukt“ – jedoch mit individueller, persönlicher Widmung – oder doch um eine Auftragsarbeit handelt. Übrigens wurde ein Großteil der bei der Tragödie Umgekommenen auf dem Clonmel Cemetry im südirischen Cobh (Cork) beigesetzt. Im Zentrum der Stadt erinnert ein großes Denkmal an deren Schicksal.

Material & Technik
Onyx, Bronze
Abmessung & Dimension
5 x 13 x 9,8 cm (HxLXB)