Ansicht von Terracina

Beschreibung

Das Gemälde „Ansicht von Terracina“ (1831) von Carl Ludwig Rundt (1802–1868) entführt den Betrachter in eine atmosphärisch dichte, detailverliebte Szenerie der italienischen Küstenstadt Terracina, rund 100 Kilometer südlich von Rom am Tyrrhenischen Meer gelegen. Im Vordergrund, links am Bildrand, verweilen eine Frau und ein Mädchen betend vor einem Bildstock – eine Szene, die nicht nur die religiöse Dimension des Alltagslebens unterstreicht, sondern zugleich einen intimen Einstieg in die weite, offene Landschaft schafft. Die schlanke, in den zart von Rosa zu Tiefblau changierenden Himmel ragende Palme lenkt den Blick weiter in die Tiefe des Bildes. Eine abschüssige Straße führt zur Stadt hinab, auf der zwei Mönche schreiten und so eine ruhige, fast meditative Stimmung evozieren. Von hier aus öffnet sich der Blick auf die markanten Bauwerke Terracinas, die bis heute das Stadtbild prägen. Im Halbschatten eines großen Laubbaumes am Berghang erhebt sich das Castello Frangipane, eine mittelalterliche Burg aus dem 10. Jahrhundert. Links erkennt man den Torre dei Rosa, rechts die imposante Kathedrale San Cesareo. Vor dieser eindrucksvollen Kulisse trägt eine Frau einen Wasserkrug, was dem Bild eine weitere lebensnahe Note verleiht. Im Hintergrund schweift der Blick über die weite Bucht des Tyrrhenischen Meeres bis zu den fernen Bergen des Kaps. Carl Ludwig Rundt, geboren in Königsberg und ausgebildet an der Berliner Akademie der Künste, galt als Meister stimmungsvoller, fein ausgearbeiteter Landschaftsgemälde. Eine prägende Phase seines Schaffens war die Zeit in Italien, insbesondere in Rom – dem bedeutendsten europäischen Künstlerzentrum jener Zeit. Die italienische Landschaft mit ihren antiken Ruinen, lebendigen Lichtverhältnissen und mediterranen Szenerien inspirierte ihn zu Werken wie der „Ansicht von Terracina“. Von diesem Motiv existieren zwei Fassungen im gleichen Format; die zweite Version befindet sich im Neuen Palais in Potsdam (Inv.-Nr. G.K. I 4342). Mehrere Gemälde von Terracina im Besitz der preußischen Könige lassen sich wahrscheinlich durch die große Italienbegeisterung im Hause Hohenzollern erklären. Italien galt im 19. Jahrhundert als Sehnsuchtsort gebildeter Eliten, und Orte wie Terracina – mit ihrer eindrucksvollen Küstenlandschaft und antiken Ruinen – waren beliebte Motive für Sammler und Reisende. Mitglieder des Königshauses, darunter Friedrich Wilhelm IV., reisten mehrfach nach Italien und pflegten enge Kontakte zum italienischen Königshaus. Gemälde solcher Orte dienten nicht nur als Erinnerungsstücke persönlicher Reisen, sondern auch als Ausdruck kultureller Weltläufigkeit. So vereint das Gemälde kunstvolle Komposition, naturgetreue Detailverliebtheit und die Sehnsucht nach dem Süden zu einem eindrucksvollen Beispiel der deutsch-italienischen Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts.

Material & Technik
Öl auf Leinwand
Abmessung & Dimension
47,0 x 37,8 cm (ungerahmt)

Bezug zu Orten oder Plätzen

Tyrrhenisches Meer

Terracina

Castello Frangipane (Terracina)