Brüderchen und Schwesterchen
Beschreibung
Als 1819 die zweite Auflage der „Kinder- und Hausmärchen“ von Jacob und Wilhelm Grimm (1785-1863 bzw. 1786-1859) erschien, war diese durch Illustrationen ihres Bruders Ludwig Emil Grimm bereichert: Die beiden Bände wurden jeweils mit einem Frontispiz (das Frontispiz zu Bd. 2 s. Inv.-Nr. 1.2.9) und einem illustrierten Titelblatt eröffnet (s. Inv.-Nr. 1.2.285 und Inv.-Nr. 1.2.395). Für die dritte, 1837 publizierte Auflage sollte Ludwig Emil Grimm eines der beiden Frontispize (Bd. 1) überarbeiten, wovon diese Zeichnung zeugt: Ein Mädchen liegt schlafend an ein Reh gelehnt, hinter den beiden wacht ein Engel. Es ist das Märchen „Brüderchen und Schwesterchen“, das Ludwig Emil Grimm hier illustrierte. Das Motiv hatte er bereits 1819 verwendet, doch nun für die dritte Auflage der „Kinder- und Hausmärchen“ einer Modifizierung unterworfen, indem er die Figuren aus ihrer bisher mehr statuarisch, hintereinander gestaffelten Anordnung löste und diagonal zueinander positionierte, was die Szene räumlicher und dynamischer erscheinen lässt. Neu war darüber hinaus die Integration der Stiefmutter bzw. Hexe, die Grimm links im Hintergrund anordnete. Es scheint, als laufe sie an der Szene im Vordergrund vorbei. Ihr Blick wirkt dabei keineswegs beglückt über das, was sie sieht, und ist so zugleich ein Hinweis dafür, dass auch in diesem Märchen am Ende das Gute über das Böse siegen wird. Doreen Paula