Katharina Dorothea Viehmann

Beschreibung

„Die Märchenfrau“, schrieb 1815 Wilhelm Grimm (1786-1859), „[…] hat mein Bruder [Ludwig Emil Grimm] gut gezeichnet, und wenn es einmal zu einer zweiten Auflage [der ‚Kinder- und Hausmärchen‘] kommt, so soll er sie dazu radieren. Es ist ein feines, gescheites und gutes Gesicht; die arme Frau ist in diesen Zeiten sehr krank gewesen und hat viel Unglück erlebt, und es geht ihr kümmerlich“ (Wilhelm Grimm an Ludowine von Haxthausen, 05.02.1815, zit. nach Graepler 1985, S. 24f; Nr. 33). „Märchenfrau“, so nannten die Grimms Katharina Dorothea Viehmann – Tochter des Bierbrauers und Wirts der „Knallhütte“ bei Kassel, Johann Friedrich Isaak Pierson (1734-1798); seit 1777 war sie mit dem Schneider Johann Nikolaus Viehmann (um 1750-1825) aus Niederzwehren verheiratet. Um das Einkommen der Familie zu verbessern, hatte sie unter anderem Obst und Gemüse aus eigenem Anbau verkauft und war dabei 1813 den Grimms begegnet, denen sie wegen ihres umfänglichen Fundus an mündlich überlieferten Geschichten auffiel: „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“, „Die kluge Bauerntochter“, „Aschenputtel“ … – circa 40 Märchen flossen aus dem erzählten Wissen Katharina Dorothea Viehmanns in die „Kinder- und Hausmärchen“ der Grimms ein. 1819, mit der zweiten Auflage, wurde ein Teil dieser Märchen erstmals veröffentlicht; da war Katharina Dorothea Viehmann jedoch bereits verstorben. Die Grimms setzten ihr mit der Publikation ein Denkmal: So wie 1815 von Wilhelm Grimm angedacht, eröffnete ihr Porträt – in leicht modifizierter Form (s. Inv.-Nr. 1.2.9) – als Frontispiz den zweiten Band, der 1819 erschienenen zweiten Auflage der „Kinder- und Hausmärchen“: eine posthume Dank- und Ehrbezeugung, mit der die Erinnerung an Katharina Dorothea Viehmann lebendig bleibt. Doreen Paula

Material & Technik
Radierung
Abmessung & Dimension
12,5 x 16,2 cm (Platte); 19,4 x 24,5 cm (Blatt)