Grafik "Cenotaphium Aug. Imperat. Leopold I."
Beschreibung
Kupferstich von C. Albrecht mit Abbildung eines der Castri dolori (Scheingrab) und des Kenotaphen für Kaiser Leopold I. HRR (1640-1705), hier in der Jesuitenkirche (Universitätskirche) in Wien. Eventuell handelt es sich um den inzwischen verschollenen Entwurf von Andrea Pozzo (1642-1709), der jedoch keine Realarchitektur geschaffen, sondern eine riesige Leinwand in perspektivisch-illusionistischer Manier mit einer rundplastischen Kompsition bemalt hatte, die vor dem Chor zwischen Boden und Decke eingespannt worden war. Laut Untertitel wurde das Trauergerüst drei Monate nach dem Begräbnis des im Mai verstorbenen und getrennt bestatteten Kaisers errichtet: "Cenotaphium Aug. mo Imperat. Leopoldo I. P. M. à Cesareo-Academico S. J. Collegio in ejusdem Ecclesia Viennce in triduanis Exequijs erectum Anno 1705 Mense August die 19.". Die Grafik stammt aus dem Werk "Theatrum Europaeum", 1718, Band 17, Teil 2 aus dem Verlag von Carl Gustav Merian Nachfahren. Der hoch aufragende, mehrstufige barocke Turm trägt an der Spitze die Kaiserkrone, darunter sind zwei Engel damit beschäftigt, den Tod in Gestalt eines Knochenmannes mit einer Lanze in Schach zu halten. Inmitten eines Baldachin ist eine Reiterstatue abgebildet, die vermutlich den Kaiser darstellen soll. Am Basissockel repräsentieren mehrere Figuren berühmte Kaiser der Vergangenheit, so Karl I. von England (1600-1649) ganz links, neben ihm Konstantin I. (275/80-337). Auf der rechten Seite stehen Theodosius I. (347-395) und Otto I. (912-973). Ihre Darstellung sollte Leopolds Herrschaftsanspruch und seine Herkunft legitimieren. Die lateinischen Inschriften an mehreren Flächen des Trauergerüstes dienten der Lobpreisung des Verstorbenen und seiner Taten. Die vier gestuften Kandelaber an den Seiten verweisen auf eine frühere Form der Aufbahrung, die "Chapelle ardente", die durch zahllose Lichter erhellte Kammer oder Kapelle. Diese Trauergerüste waren streng durchdachte Kompositionen, die Leben und Werk des verstorbenen Herrschers in geeigneter Form verbildlichten. Da sie nach einer gewissen Zeit wieder abgebaut wurden, war ihre bildliche Dokumentation eine wichtige Maßnahme, um sie für die Nachwelt zu erhalten.