Grafik "Tinea, pulvis et umbra"
Beschreibung
Kupferstich von Jacob Andreas Fridrich (1714-1779) aus dem vierteiligen Werk "Kupfer-Bibel, In welcher Die Physica Sacra, Oder Geheiligte Natur-Wissenschafft Derer In Heil. Schrifft vorkommenden Natürlichen Sachen, Deutlich erklärt und bewährt" von Johann Jacob Scheuchzer (1672-1733), abgebildet nach Seite 626. Scheuchzer verband in diesem emblematischen Werk naturwissenschaftliche Erkenntnisse und Phänomene mit biblischen Geschichten, um zu beweisen, daß alles von Gott geschaffen worden sei. Das vorliegende Blatt 549 behandelt die Schabe, deren zerstörerisches Werk an Gegenständen und dem menschlichen Körper in Scheuchzers Augen eine Form des Göttlichen Gerichtes darstellt, das besonders die Gottlosen treffen würde. Die Abbildungen der Bücher bestehen aus zwei Elementen der emblematischen Darstellungsform: Bild (Ikon) und Untertitel (Epigramm), das Motto verbirgt sich im Bild und besteht in der vorliegenden Grafik aus der Darstellung der Schabe und dem Schriftzug "Memento Mori". Die Bilder sind von barocken Rahmen gefaßt und mit entsprechenden lateinischen Zitaten aus der Bibel unterlegt, hier Psalm 39,12: "Tinea, pulvis et umbra", daneben steht jeweils die deutsche Übersetzung, hier: "Der Mensch, eine Schabe und Eitelkeit". Der zur Grafik gehörende Text auf den Seiten 626 und 627 leitet ebenfalls mit dem entsprechenden Bibelzitat ein und verknüpft eine Beschreibung der Schabe und ihrer Lebensweise mit dem Inhalt des Psalm. In der Grafik ist am oberen Rand des Rahmens ein geflügeltes Insekt abgebildet, das jedoch eher einer Heuschrecke ähnelt als einer Schabe. An den Verzierungen des Rahmens sind tote Wildtiere aufgehängt, links ein Dachs, rechts ein Wildschwein, auf der Konsole liegt ein weiterer, undefinierbarer Balg. Vermutlich sind sie als zusätzliche "Schädlinge" definiert. Den unteren Bildteil nehmen verschiedene memento-mori-Elemente ein, so ein Schädel, eine verlöschende Kerze und ein Notenblatt mit der teilweise erkennbaren Textzeile: "[Meme]nto Mor[i]". Ein kleiner Putto bläst Seifenblasen, er steht für das lateinische Sprichwort: "homo bulla est" - die menschliche Existenz ist vergänglich wie eine Seifenblase. Um die Bildelemente herum sind weitere Gegenstände gruppiert, die an Schönheit und Wohlstand, an vergängliche Dinge erinnern: eine hölzerne Truhe, die als Unterlage dient, ein üppiger Blumenstrauß, ein besticktes Tuch, eine Laute, Bücher und Obst.