Selbstporträt Bernhard Wichert

Beschreibung

Der als Bruststück im Dreiviertelprofil sich selbst porträtierende Künstler stellt sich ganz privat, im weißen Achselhemd, dar. Über seine linke Schulter blickt er hoch in Richtung eines vermutlich dort hängenden Spiegels. Dieser scheint die Lichtquelle der betonten linken Gesichtshälfte zu sein. Der übrige Körper ist verschattet und geht in seiner Andeutung in den rötlich-braunen Hintergrund über. Unter blondem, allmählich ergrauendem, welligem Haar schauen warme, braune Augen in Richtung dieses Spiegels. Sie blicken auf ein markantes Gesicht. Die Spannung, die die Umsetzung des Gesehenen in ein Bild erzeugt, wird sichtbar an der angestrengt erhobenen linken Augenbraue und am leicht geöffneten Mund. Der rechte Arm ist vorgestreckt und scheint das Gesehene festzuhalten. Wichert spielt in dieser Pose auf zwei Selbstporträts an, die Geschichte schrieben: van Goghs „Selbstbildnis mit Strohhut im blauen Rock“ (1887) und Max Beckmanns „Selbstbildnis mit rotem Schal“ (1917). Beide Künstler, deren zahlreiche Selbstporträts der Befragung der eigenen Person und Geschichte dienten, wählten in den genannten Selbstbildnissen ebenfalls den nach oben gerichteten Blick über die Schulter. Für den Künstler muss diese Pose eine zusätzliche Symbolik enthalten haben: selbst fast 2 m groß, war er es nicht gewohnt zu jemandem aufzublicken. Diese Situation konstruierte er nun selbst. Zugleich verweist seine Komposition auf den Entstehungsort des Werkes: die private Sphäre des Künstlerateliers.

Material & Technik
Karton / Pastell
Abmessung & Dimension
Höhe: 65 cm, Breite: 55, 5 cm