Konvolut: 12 Sargmodelle (Werkkunstsschule Kassel)

Beschreibung

200.1: Sargmodell, Holz, unbehandelt (11x26,7x9 cm), Unterseite handschriftlich: "ENTWURF: ARCH. HELBING, KASSEL, WERKKUNSTSCHULE"; 200.2: 3 Sargmodell (5,7x19,8x5,8cm), Holz, unbehandelt, Unterseite mit Stempel: "DIETMAR KOHLHAUSEN INNENARCHITEKT/KASSEL DIAKONISSENSTRASSE 1, handschriftlich: "Kiefer" (jedoch durchgestrichen) / "Eiche"; 200.3: dito, "Eiche"; 200.4: dito, "Mahagoni"; 200.5: dito, "Kiefer"; 200.6-11: 6 Massivholzkörper in 5 verschiedenen Formen, weiß lasiert; 200.12: Sargdeckel, weiß lasiert. Diese Modelle gelangten, vermittelt vom ehemaligen Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V. und Initiator des Museums für Sepulkralkultur, Dr. Hans-Kurt Boehlke, in die Sammlung. Zum Hintergrund ein Ausschnitt aus einem Beitrag aus dem Katalog "Vom Totenbaum zum Designersarg", Kassel 1993, S. 164, in dem er dazu ausführt: "Unsere derzeitigen Särge sind zumeist weder ästhetisch befriedigend noch zeitgemäß. So suchte der Autor in den frühen 60er Jahren nach Möglichkeiten, wie ein zeitgemäßer Sarg, der nicht barockes pompes funèbres nachahmt, entwickelt und in das Bewußtsein der Menschen unseres Kulturkreises gebracht werden könnte. In dem längst verstorbenen Architekten Helbing, der als Dozent an der damaligen Werkkunstschule in Kassel eine Klasse für Innenarchitektur leitete, fand er einen Gleichgesinnten. Mit den Studierenden seiner Klasse, die zumeist eine Tischler- oder Schreinerausbildung hatten, wählten wir gemeinsam mit Dietmar Kohlhausen als Semesteraufgabe die Entwicklung eines zeitgemäßen Sarges. Ausgehend von geometrischen Grundformen wurde das Thema 'durchgespielt'. Das Ergebnis waren strenge - vom Judentum und anderen Religionen her bekannte - Kistenformen und solche, die sich den üblichen Formen unter Verzicht auf alles unangemessene Beiwerk annäherten. Die Modelle dieser Semesterarbeiten befinden sich heute noch im Besitz des Museums für Sepulkralkultur. Nur ein Modell, von dem der Prototyp in Orginalgröße hergestellt wurde, kam vorübergehend in die Sargfertigung der kommunalen Bestattung in München. Das Bestattungsgewerbe akzeptierte das Risiko mit einer sowohl ästhetisch als auch funktional sinnvollen, aber eben sehr strengen Grundform nicht. Zwanzig Jahre später unternahm der Bronze- und Glockengießer Hans-Gerd Rincker erneut den Versuch, die damals entwickelten Modelle in die Produktion zu nehmen, und sie wurden auf der Bestattermesse 1985 vorgestellt, von den Bestattern aber nicht geordert. Zwei der Särge stellten Hans-Gerd Rincker und ich für uns selbst zurück. Zunächst meinte ich, das nur leicht und farblos lasierte Kiefernholz in der natürlichen Schönheit seiner Maserung sei mir wesenhaft. Doch schließlich reifte in mir die Erinnerung an Lother Schreyers Totenhäuser die Überzeugung, daß mehr als "natürliches" Holz individuelle wesenhafte Farben über die Form hinaus Persönliches bekunden. Von da an war es nur noch eine Frage der Zeit, bis ich meinen Sarg bemalte. Wie er farblich gestaltet werden müßte, stand eigentlich von dem Moment an fest, als ich mich entschlossen hatte. Die mir wesentliche Farbe ist blau, und die Symbolsprache war mir stets ein Anliegen. Hans-Kurt Boehlke." Hans-Kurt Beoehle wurde 2010 in diesem von ihm beschriebenen blauen Sarg, "seinem Sarg", in Kassel beigesetzt.

Material & Technik
Holz (Kiefer); teils Furnier
Abmessung & Dimension
div.