Joseph Huber und das Bildnis eines weiteren Mannes

Beschreibung

Zwei nicht mehr ganz junge Männer. Ihre Gesichter sind markant, beide lachen: 1811 und 1818 hat Ludwig Emil Grimm sie nach dem Leben gezeichnet. 1818 lebte er in Kassel, sodass angenommen werden kann, dass das Porträt des rechten Mannes ebendort entstand. Wohingegen das Bildnis links eine Arbeit seiner Münchner Zeit ist. Diese Gewissheit resultiert nicht nur daraus, dass Ludwig Emil Grimm 1811 an der dortigen Kunstakademie studierte; sie ist auch darin begründet, dass er mit diesem Bild eine stadtbekannte Münchner Persönlichkeit porträtierte. Es ist Joseph Huber, den wir links im Bild sehen. Er war von kleiner, hagerer Statur, konnte weder lesen, noch schreiben und war doch ein Mann von hohem Interesse: Als „Finessensepperl“ vertrauten ihm die Münchnerinnen und Münchner heimliche Botschaften und Liebesbriefe an. Er vermittelte bei Streit und fädelte Verabredungen ein, und wurde auf diese Weise zum Hüter etlicher Geheimnisse. „Nix Gwiss woass ma ned“, erwiderte er schelmisch, auf sie angesprochen – eine Redewendung, die noch heute geläufig ist. Das Porträt Ludwig Emil Grimms zeigt ihn freundlich, mit verschmitztem Lächeln. Gilt diese Zugewandtheit dem Betrachter, der Betrachterin, oder geht der Blick an ihnen vorbei? Ganz genau lässt sich das nicht sagen; auf alle Fälle aber ist es ein Gesicht, dessen Ausdruck zwischen aufmerksamer Teilnahme und wissender Zurückhaltung changiert. Doreen Paula

Material & Technik
Radierung
Abmessung & Dimension
9,0 x 14,5 cm (Platte); 15,2 x 23,1 cm (Blatt)