Grafik "Zur Erinnerung an unser geliebtes Kind"

Beschreibung

Gerahmtes Gedenkbild in gedruckter Vorlage zum Tod eines Kindes. Im oberen Teil der Grafik trägt ein Engel ein Kind in den Himmel, wo es von unzähligen weiteren erwartet wird. Im unteren Teil sitzt eine Mutter am Totenbett eines Kindes und trauert, das Gesicht in einem weißen Tuch verborgen. Auf dem Nachttisch neben dem Bett steht eine Vase mit weißen Lilien, Symbole für Reinheit und Liebe, in einer gerahmten Schrifttafel am rechten Bildrand befindet sich ein Textteil mit Gedicht. Die Tafel wird unten von einem Rosenstrauch umrankt, Symbol für die Liebe und Sinnbild für das Leben, am oberen Ende von Efeu, Symbol der Ewigkeit und der Unsterblichkeit. Das obere Schriftfeld ist mit Leerzeilen versehen, die hier nicht ausgefüllt wurden. Gedenkblätter wie diese stellen eine kommerzialisierte Form des Wandschmuckes des späten 19. Jahrhunderts dar. Neue Drucktechniken und Herstellungsverfahren ließen ihn zu einem Massenartikel werden, bei dem sich Bild- und Textinhalte glichen bzw. ähnelten. Bildlich fanden friedvolle Sterbeszenen Berücksichtigung, die lediglich durch Gefühlsreaktionen der Trauer, hier angezeigt durch das Weinen der Mutter am Bett ihres aufgebahrten Kindes, „gestört“ wurden. Interessanterweise ist sie allein, ein Vater des Kindes, der im Gedicht angesprochen wird, ist nicht vorhanden. Trauer ist in dieser Zeit deutlich geschlechtsspezifisch konnotiert. Das Hauptaugenmerk dieser Szenen lag vor allem auf den Engeln, die im oberen Bildbereich auf Wolken und zumeist in Scharen abgebildet wurden. Sie sind damit beschäftigt, das Kind in ihre himmlische Sphäre aufzunehmen und es zu Gott zu geleiten. Bildkompositionen wie diese besaßen tröstende Wirkung, denn sie bestärkten trauernde Eltern in ihrer möglichen Vorstellung, ihr Kind befände sich nach seinem irdischen Tod in der Obhut Gottes. Sie entsprachen damit der protestantischen Tradition, in der das Hauptaugenmerk den Hinterbliebenen galt. Sie vor allem bedurften der Tröstung, denn die Verstorbenen waren sicher in Gottes Hand. Diese Funktion erfüllte auch das auf solchen Gedenkblättern immer wieder abgedruckte Gedicht „Auf Wiedersehen!“, in dem das sterbende Kind die Rolle des Sprechers einnahm und die Hinterbliebenen zur Zuversicht und zum Glauben gemahnte. Das darunter stehende Trost-Gedicht lautet: "Auf Wiedersehen! 1. Ich sterbe schon, jedoch ich sterbe, Damit ich ewig leben kann, Daß ich nicht in der Welt verderbe Schließt sich mein Lauf, der kaum begann; 2. Er nahm mich ja schon in der Taufe In seinem Kind und Erben an: Wohl mir, daß ich nach kurzem Laufe So frühe schon das Ziel gewann, Wo wir das schöne Erbtheil lacht, Das Jesus sterbend mir vermacht. 3. An meiner Gruft stärkt Euren Glauben Ihr Eltern, die Ihr mich geliebt! Der Tod kann nicht mich ganz Euch rauben, Da Gott mich einst Euch wieder gibt, Dank sei Dir, Vater! Dargebracht, Für deine Sorgfalt! Gute Nacht! 4. Nach langem Schmerz und kurzen Freuden, Reißt mich der Tod aus viel Gefahr; Doch ach! was fühlt das Herz für Leiden, Darunter ich gebildet war? Dir sei der treueste Dank gebracht! Getreue Mutter! Gute Nacht! 5. Beruhigt euch, Ihr andern Meinen, Dir Ihr mir durch das Blut verwandt, Ihr dürft um mich nicht trostlos weinen, Der Geist ist ja in Gottes Hand, Der Leib verwest zu schön’rer Pracht, Wir sehnen uns wieder, Gute Nacht! 6. Ich sterbe schon; lernt Alle sterben! Vielleicht ist Euer Grab nicht weit. O werdet Alle dann auch Erben, Wie ich, der Himmelsherrlichkeit: Und denkt: Ich geh‘ Euch nur voran, Ihr treffet mich Dort wieder an.“

Material & Technik
Papier / Farblithografie
Abmessung & Dimension
42,5 x 32,3 cm