Barocker Schreibtisch (Bureau Mazarin)

Beschreibung

Der zwischen 1680 und 1710 entstandene Schreibtisch ist ein herausragendes Beispiel für die Möbelkunst des Hochbarock. Er gehört zum Typus des Bureau Mazarin, einer Schreibtischform, die im 17. Jahrhundert in Frankreich populär wurde und nach Kardinal Jules Mazarin benannt ist. Charakteristisch für diesen Möbeltyp sind acht balusterförmige Beine, die durch geschweifte Zargen miteinander verbunden sind, sowie ein Aufsatz mit seitlichen Schubladenblöcken. Das Besondere an diesem Schreibtisch ist die kunstvolle Gestaltung seines Mittelteils, der durch ein Wechselspiel aus konvexen und konkaven Formen besticht. Zwei untere Schubladen wölben sich nach hinten, während eine dritte darüber nach vorne ragt und seitlich nach vorne schwingt. Diese komplexe Formgebung spiegelt die barocke Vorliebe für geschwungene und dynamische Linien wider. Auch die Dekoration zeugt von höchster Handwerkskunst. Die Beine des Schreibtisches sind mit Metallintarsien verziert, die florale Muster und geschwungene Bänder zeigen. Zargen und Schubladenfronten sind mit filigranen Blütenranken geschmückt. Ein besonderes Meisterwerk der Intarsienkunst ist die Schreibtischplatte selbst: Sie zeigt groteske Ranken und Akanthusornamente, die eine mit Blumen gefüllte Vase umrahmen. Über der Vase spannt sich eine Girlande, gehalten von zwei Genien. Diese kunstvolle Einlegearbeit besteht aus einer Kombination verschiedener Edelhölzer, Messing und Elfenbein und unterstreicht den luxuriösen Charakter des Möbelstücks. Als Bureau Mazarin vereint dieser Schreibtisch Funktionalität und repräsentativen Charakter. Ursprünglich als Arbeitsplatz konzipiert, diente er zugleich als Statussymbol und Ausdruck von Wohlstand und kulturellem Geschmack. Die aufwendigen Einlegearbeiten aus edlen Materialien sowie die geschwungenen, ornamentalen Formen machen ihn zu einem typischen Beispiel für den barocken Prunkstil. Er gehört zum Altbestand von Schloss Bad Homburg und ist über ein Aquarell von 1860 im Zimmer der Landgräfin von Hessen-Homburg (in preußischer Zeit „Toilettezimmer Ihrer Majestät“) nachweisbar (Carl Theodor Reiffenstein, Sammlung Hessische Hausstiftung, Inv.Nr.: StAD, D 23, Kasten III/84). Heute ist er im Raum daneben, dem Arbeitszimmer der Kaiserin im so genannten Königsflügel, aufgestellt.

Material & Technik
Edelhölzer, Messing und Elfenbein.
Abmessung & Dimension
78,5 x 114,0 x 67,0 cm