Spieltisch
Beschreibung
Der hier gezeigte Spieltisch aus den Jahren 1680-1700 besticht durch seine kunstvolle Gestaltung und seine funktionelle Vielseitigkeit. Der rechteckige Tisch ruht auf sechs als Doppelspirale ausgebildeten Säulenbeinen, die in gedrückten Kugelfüßen enden. Darüber befindet sich eine flache, H-förmig geschwungene Strebe mit einem ovalen Mittelstück. Nach oben hin gehen die Beine in kapitellartige Säulenabschlüsse über, die in einen einschübigen Zargenkasten münden, auf dem die rechteckige, leicht vorkragende Tischplatte ruht. Diese Tischplatte aus Nussbaumholz ist mit einer Intarsienarbeit aus schwarzen Bändern verziert, die von Ahornfäden begleitet werden. In den Ecken des Randstreifens befinden sich herzförmige Bandeinlagen. Eine Besonderheit ist die Innenseite der Tischplatte: Sie ist herausnehmbar und kann umgedreht als Schachbrett verwendet werden. Nimmt man die Platte aus der Vertiefung, kommt eine Einlage für ein Backgammonspiel zum Vorschein. Die sichtbare Seite dieser Einlage ist kunstvoll mit Viertelkreisen und Viertelsternen in den Ecken verziert, während sich in der Mitte ein Kreis befindet, in den ein Doppelstern mit je acht Zacken aus Elfenbein und Ebenholz eingesetzt ist. Die Arretierung und Entriegelung der Tischplatte erfolgt durch eine flache Schublade, die sich unter der Vorderkante des Tisches befinden und eine einfache Handhabung ermöglichen. Die flache Schublade ist mit einem gedrechselten Elfenbeingriff versehen. Die Vorderseite der Zarge wurde im 19. Jahrhundert neu furniert. Aus dieser Zeit stammt auch eine Nachbildung (Inv.-Nr.: 2.2.54), die Carl Warncke 1886 als Pendant zu diesem Stück anfertigte. Spieltische dieser Art waren damals ein Privileg des Adels und des elitären Bürgertums. Sie fanden ihren Platz in prunkvollen Wohn- und Empfangsräumen, wo sie tatsächlich zum Spielen genutzt wurden, aber auch als repräsentatives Kunstobjekt dienten, das den gehobenen Lebensstil und die kulturelle Bildung seiner Besitzer unterstrich. Nach Ausweis eines Klebezettels auf der Unterseite und der Eintragung im Inventar gelangte dieses Exemplar 1908 unter Wilhelm II. aus dem Berliner Schloss (Zimmer 730/18) in das Schloss Bad Homburg, das die kaiserliche Familie als Sommerresidenz nutzte.