Venus de' Medici
Beschreibung
Die in den Räumen der Kaiserin Auguste Viktoria (1858–1921) im Schloss Bad Homburg ausgestellte Statue der Venus ist eine Kopie der berühmten Medici-Venus. Das antike Original, eine römische Marmorskulptur aus dem 1. Jahrhundert v. Chr., wurde wohl vor 1550 in den Trajansthermen in Rom wiederentdeckt und gelangte bald darauf in den Besitz der einflussreichen Familie Medici. Seit der Renaissance wurde die Venus Medici zu einem ikonografischen Vorbild für die Darstellung der Venus pudica ("schamhafte Venus") und inspirierte zahlreiche Künstler und Bildhauer. Die Figur zeigt die Göttin in einer charakteristischen Haltung: Ihr Kopf ist leicht zur Seite gedreht, der rechte Arm angewinkelt und mit einem Verbindungssteg (Puntello) am Finger fixiert, während die linke Hand schützend ihre Scham bedeckt. Ihr Körper ist elegant ausbalanciert, das Gewicht ruht auf dem linken Bein, während das rechte leicht angewinkelt ist. An beiden Händen fehlen einige Finger. Hinter ihr stützt ein Baumstamm mit einem anliegenden Delphin die Figur. Die Skulptur steht auf einem reich verzierten, zylindrischen Sockel mit flacher, quadratischer Plinthe, dessen Schaft ein Perlstabfries unterteilt und so die Struktur rhythmisiert. Diese Kopie stammt aus der Zeit um 1800, einer Epoche, in der antike Bildwerke systematisch für Kunstsammlungen europäischer Adelshäuser reproduziert wurden. Solche Repliken dienten sowohl als Studienobjekte für Künstler als auch als repräsentative Schaustücke, die die Verbundenheit mit der klassischen Antike demonstrierten. Die Medici-Venus war insbesondere in der Grand-Tour-Kultur des 18. und frühen 19. Jahrhunderts ein begehrtes Motiv und fand Eingang in zahlreiche höfische und private Sammlungen. Die Bad Homburger Replik reiht sich in diese Tradition ein und zeugt von der anhaltenden Faszination für die Ideale der antiken Kunst.