Grafik "Libert et Familiae L. Arrunti L. F. Ter."

Beschreibung

Original Radierung von Giovanni Battista Piranesi (1720-1778) aus seinem vierbändigen Werk "Le Antichità romane" ("Die antiken Bauten Roms"), Band II, Platte IX. Piranesi hatte als einer der Ersten 1756 die Bauten und Ruinen des antiken Rom erforscht und vermessen und als Ansichten, Grund- und Aufrisse in seinem Werk veröffentlicht. Rom bestand zu dieser Zeit aus unzähligen Ruinen, die in der Öffentlichkeit keine Beachtung fanden und als Weidegründe oder zur Gewinnung von Baumaterial genutzt wurden. Auch die Plünderung von Gräbern schien nicht unüblich gewesen zu sein. Katakomben außerhalb der Städte, wie die abgebildete in einem Weinberg, waren in Vergessenheit geraten und verfielen. Die vorliegende Grafik zeigt eine gewaltige, gemauerte Grabkammer mit hausförmigen Grabbauten, deren Giebel jeweils mit Inschriftentafeln versehen sind. In den Böden der Grabbauten sind Löcher zu erkennen, die für die Aufnahme von Ascheurnen gedacht waren. Die Anlage diente anscheinend als Gruft für die Freigelassenen und Haushaltssklaven der Familie des römischen Konsuls und Politikers Lucius Arruntius (ca. 27 v. Chr.- 37 n. Chr.), wie ein Schild am Eingang vermerkte. Seine Inschrift ist unterhalb der Grafik als Einfügung im Text abgebildet: "Libert[i] et Familiae L[uci] Arrunti L[uci] F[ilii] Ter[etina]" ("Freigelassene und Haushaltssklaven von Lucius Arruntius, 3. Sohn des Lucius"). Die Kammer und ihre Grabbauten, die 1736 bei Arbeiten in einem Weinberg entdeckt worden waren, sind schwer beschädigt, der Putz ist von den Wänden gefallen, der Boden mit Gebeinen, Urnen und Sarkophagtrümmern übersät. Einige Männer in der Kleidung des Rokkoko sind als überraschte Besucher und zum Größenvergleich in die Szenerie eingefügt. In einem sechszeiligen italienischen Text unterhalb der Grafik beschreibt Piranesi die Anlage: "Blick auf den Eingang zur Grabkammer von L. Arrunzio und seiner Familie. Als Francisco Belardi, der Pächter, im Jahr 1736 einen Weinberg auf der linken Seite vor dem Ausgang der Porta Maggiore abriss, entdeckte er zahlreiche Grabkammern, die abgerissen wurden, (…) und es wurden zahlreiche Gräber errichtet. Sie sind von unterschiedlicher Größe und Bauart, die, wie auch die veränderte Form der Schriftzeichen der auf ihnen jeweils angebrachten Inschriften, darauf schließen lassen, dass sie in verschiedenen Jahrhunderten erbaut wurden. Jedes Grab enthält je nach Kapazität zwei, vier oder mehr Gefäße, in die die Knochen und die Asche der verbrannten Körper gelegt wurden. In den Ecken wurden damals verstreut liegende Sarkophage mit darin befindlichen Skeletten, Urnen aus kostbarem Marmor, Aschengräber, Gedenksteine, Grabaltäre, Lacrimatorii-Vasen (Tränengefäße), mit Terrakottabrettern bedeckte Schädel und viele andere Grabdenkmäler gefunden. An der Außenseite der Kammer befand sich die hier angebrachte Inschrift, die sich heute am neuen Eingang befindet, durch den man in dieselbe Kammer hinabsteigt.". Seine Signatur ist darüber rechts eingefügt: "Piranesi Architetto dis. e scolp". Die Grafik ist am oberen Rand nummeriert, links: "Tom[beau] II.", rechts: "IX".

Material & Technik
Papier / Radierung
Abmessung & Dimension
53 x 78 cm

Bezug zu Orten oder Plätzen

Rom