Grafik "Portall aufwendig, für dem Duhm, bey der Königin von Preussen begräbnus Ao 1705"
Beschreibung
Kupferstich von Peter Fehr (1681-1740) mit Abbildung eines der Trauergerüste (castrum doloris) für Sophie Charlotte von Hannover (1668-1705), die als Frau von Friedrich III. erste preußische Königin war. Ihr Leichenzug wurde vom ihrem Sterbeort Hannover bis Berlin-Cölln geführt, wo sie im Berliner Dom bestattet wurde. Entlang der Wegstrecke waren zahlreiche temporäre, dennoch prunkvolle Aufbahrungsstätten geschaffen worden, um den Sarg über Nacht oder für einige Tage auszustellen. Ob das in der Grafik abgebildete Portal des Berliner Baumeisters Johann Friedrich Eosander von Göthe (1669-1728) für eine reale Aufbahrung im Berliner Dom geschaffen worden oder als Entwurf gedacht war, ist nicht bekannt. In dem Werk "Theatrum Europaeum" Band 17, Teil 2, Grafik 16, S. 129, Frankfurt am Main 1718 von Matthäus Merian dem Älteren (1593-1650), dessen Reihe nach Merians Tod von anderen Autoren bis 1738 fortgeführt worden war, wird ein anderes castrum doloris gezeigt, das für die Trauerfeier im Berliner Dom genutzt worden sein soll und ebenfalls von Johann Friedrich Eosander stammte. Der zugehörige Text beschreibt das Gerüst und die Feierlichkeiten ausführlich. In der vorliegenden Grafik wird das im klassizistischen Stil gehaltene Portal von zwei Säulenzypressen flankiert, Symbole für Trauer und Tod. Der als Rundbogen gestaltete Eingang ist zur Hälfte mit einem kunstvoll drapierten schwarzen Tuch verhängt, davor schweben zwei Engel, die das Wappen der Königin halten. Sie werden begleitet von drei geflügelten Todes-Skulpturen, zwei davon in Gesten der Trauer und Verzweiflung. Über dem gestuften Gesims ist eine Inschriftentafel in Form eines Sarkophages angebracht, die von zwei trauernden Figuren geschmückt ist. Zwei rauchende Urnen flankieren die Szene, der Rauch symbolisiert die zum Himmel aufsteigende Seele. Zwischen ihm schwebt die Skulptur einer Fama, in der Neuzeit die Personifikation des Ruhmes. Sie ist mit einer Posaune ausgestattet, um die großen Taten der verstorbenen Person zu verbreiten.