Grafik 'Scheingrab für Kurfürst Friedrich Christian von Sachsen'
Beschreibung
Kupferstich des Dresdner Hofkupferstecher Lorenzo Zucchi (1704-1779) nach einer Vorlage von Johann Benjamin Müller (1719-vor 1789) mit der Abbildung eines Scheingrabes, eventuell eines Trauergerüstes (castrum doloris) für Kurfürst Friedrich Christian von Sachsen (1722-1763). Es ist weitgehend identische mit dem Scheingrab oder Trauergerüst für Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen, das im November 1763 in der Kirche errichtet worden war (vgl. GS 1979/483.2). Die Grafik zeigt Ansicht und Grundrisses eines Wandgrabes, das am 5. Februar 1764 nach einem Entwurf des fürstlichen Oberlandbaumeister Julius Heinrich Schwarze (um 1706-1775) in der Katholischen Hofkirche in Dresden (Kathedrale Ss. Trinitatis) errichtet worden war. Das Bauwerk, das 55 Tage nach dem Tod des Kurfürsten aufgestellt wurde, ist heute nicht mehr in der Kirche vorhanden und diente nur als temporäres Gedenken während der Trauer- und Beisetzungsfeierlichkeiten. Der Verstorbene wurde anschließend in der Stiftergruft der Katholischen Hofkirche beigesetzt. Da Bauten dieser Art nach der Bestattung wieder abgebaut wurden, war eine bildliche Dokumentation sehr wichtig. Die Abbildungen dienten auch als Erinnerungselemente. In der Grafik ist der Sarg, mit den Herrschaftsinsignien Hermelinmantel, Krone, Zepter und Schwert versehen, auf einem barocken Sockel abgebildet, an dessen Fuß ein Thanatos mit erloschener Fackel sitzt. Der Sockel ist in der Ansicht über acht, im Grundriss über sechs halbkreisförmige Stufen zu erreichen und wird von zwei Säulen flankiert, die von zwei fünfstufigen Kerzenleuchtern begleitet werden und einen Baldachin tragen. Eine Engelsfigur auf der Spitze hält einen Lorbeerkranz in der ausgestreckten Hand. Der Grundriss ist mit zwei Maßstäben versehen, einmal in Dresdner Elle (ca. 56,6 cm), darunter in der Einheit Modul als gemeinsames Grundmaß der Abmessungen. Ein lateinischer Text erklärt die Abbildung: "Ichnographia et Orthographia Tumuli Honorarii peragendae exsequiarum pompae Friderici Christiani Ducis electoris saxon in templo arcis Dresden MDCCLXIV die V. Febr magnificentissime exstructi" ("Grundriss und Ansicht des Ehrengrabes für die Durchführung des Trauerzuges für den sächsischen Kurfürsten Friedrich Christian in der Kirche des Dresdener Schlosses, am 5. Februar 1764 höchst prächtig erbaut"). Die Grafik ist am unteren Rand signiert, von links nach rects: "J.B.Müllers del.", "J.H.Schwarze Prim. rei. Archit. in Saxon Praefect inv.", "L. Zucchi excudit Dresda".
Bezug zu Orten oder Plätzen
Dresden