Grafik "Catafalk für weiland seiner kaisl. königl. Majestät Franz I. in der Augustiner-Kirche aufgestellt“
Beschreibung
Die Lithografie von Josef Lancedelli d. Älteren (1772-1831) nach einer unbekannten Vorlage zeigt den Katafalk von Kaiser Franz I. Stephan (1708-1765) bei der zweiten Aufbahrung im Rittersaal der Wiener Hofburg, hier mit geschlossenem Sarg. Die erste Aufbahrung mit sichtbarem Leichnam hatte in der Innsbrucker Hofburg stattgefunden. Im Rahmen der Getrennten Bestattung der Habsburger wurden sein Körper, das Herz und die Eingeweide auf die drei Begräbinisstätten Kaisergruft, Herzgruft und Herzogsgruft verteilt. Der Katafalk erinnert an einen antiken Grabturm, der auf einem quadratischen, mehrfach gestuften Sockel steht. Er ist schlicht gestaltet und ohne die oft überbordenden allegorischen und ikonischen Verzierungen anderer Grabgerüste. Der zentrale Körper ist mit einem Fries versehen, mit vier Dreiecksgiebeln abgeschlossen und von vier Statuen umstanden. Das abschließende dreistufige Postament trägt den schwarzen Sarg unter einem schwarzen Baldachin, der an der Decke befestigt ist. Die Stufen der Basis sind mit zahllosen Kerzen versehen, die den Saal zu einer "chapelle ardente", einer "brennende Kapelle" machen. Die Lichter symbolisieren die Hoffnung auf eine Wiederauferstehung. Sieben Soldaten der Leibwache und weitere Besucher*innen sind als Figurenstaffage abgebildet. Da die Katafalke nach der Bestattung wieder abgebaut wurden, war eine bildliche Dokumentation wichtig. Die Abbildungen dienten als Erinnerungsstücke. Der Untertitel ist in zwei Schrifttypen ausgeführt, das Blatt unter der Grafik signiert, links: "Lancedelli lith.", rechts: "gedr. bei Leykum und Comp."