Grafik "Abraham potuit in limbo scire preces epulonis inferno"

Beschreibung

Kupferstich von Johann Adam Stockmann (1720-1783) mit Abbildung einer Höllenszene, vermutlich aus einem Andachtsbuch. Die Grafik stellt eine Text- und Bildsynthese dar, die die biblischen Texte erschließen und versinnbildlichen soll. Die Szene bezieht sich auf Lukas 16, 19-31, in der der arme Lazarus nach seinem Tod in Abrahams Schoß getragen wurde, der reiche Mann aber, der ihm seine Hilfe verweigert hatte, in die Hölle kam. Als reuiger Sünder, der am Boden gerade im Fegefeuer von einem Höllenungeheuer verschlungen wird, ruft er in seiner Verzweiflung Abraham an. Dieser, wie Gott auf einer Wolke thronend, neben sich Lazarus und einen Engel, hört das Flehen. Die vier gutgekleideten Herren, die die Höllenszene von der Erde aus beobachten, sind die Brüder des Reichen, die dieser vor seinem Fehler warnen und bewahren will. Abraham soll den Brüdern den auferstandenen Lazarus schicken, damit sie die Warnung berücksichtigen. Doch obwohl der Bruder am linken Rand auf den Knien ebenfalls den Heiligen Abraham ("o Sancte Abraham!") anruft, lehnt Abraham das Ansinnen ab, wie auf den Schildern zu lesen ist, die die Brüder dem Verzweifelten entgegen halten: "Abraham nescit vos!", "Abraham weiß euch nicht!". In der Bibel endet die Geschichte mit der Antwort Abrahams, dass die Brüder sich an Moses und die Propheten halten sollen, nicht an Lazarus. Die Textzeilen ober- und unterhalb der Grafik kommentieren diese Forderung: Wenn Abraham das Flehen des Verdammten auf diese Entfernung hört, warum hören die Heiligen nicht das Flehen der Menschen auf Erden? "Abraham potuit in limbo scire preces epulonis ex inferno, cur non sancti in coclis nostros ex terris?" ("Das bitten aus der Hölle kon[n]te wissen Abraham in der Vorhöll; warum nicht auch von der Erde die Heilige[n] in Him[m]el das unsrige.").

Material & Technik
Papier / Kupferstich
Abmessung & Dimension
14,9 x 9,5 cm