Grafik 'Leichenzug Dorothea Maria Herzogin von Sachen-Zeitz'
Beschreibung
Apotheose der Dorothea Maria von Sachsen-Weimar, deren Büste von zwei Putten in den Himmel getragen und von einer dritten gekrönt wird; darunter ihr Leichenzug auf einem Platz, links im Vordergrund der Sarg, umgeben von einer jungen Nonne und drei Knaben; dahinter ein von zwei Putten bekröntes Denkmal, das ein Wappen trägt; signiert unten links.: "J. H. Gengenbach delineav.", unten rechts: "J. Sandrart sculp. Norimberge". Konkret: Es handelt sich um einen Kupferstich von Jacob Sandrart nach Johann Heinrich Gengenbach. Interessant an der Darstellung ist, daß hier ein Leichenzug bei Nacht dargestellt ist. Es handelt sich demnach gleichermaßen um ein Nachtbegräbnis der Herzogin. Nächtliche Begräbnisse führte man bis in die Zeit des Barock vornehmlich für "unehrliche Leute" (Verbrecher, Selbstmörder, Andersgläubige u.ä.) durch. Im Zuge der Begräbnisreformen wurde überdies angestrebt, die sterblichen Überreste "in aller Stille am Abend" beizusetzen, in der Hoffnung, auf diese Weise den Bestattungsluxus zu unterbinden und bei Begräbnissen das Aufsehen gering zu halten. Im ausgehenden 17. Jahrhundert entwickelte sich schließlich die Mode, in Nachtbegräbnissen eine vornehmene Ausdrucksform der Beisetzung zu sehen und den sozialen Stand des Verstorbenen zusätzlich zu unterstreichen. Diese Gepflogenheit hielt sich regional bis ins 19. Jahrhundert hinein. Bei einem solchen Begräbnis wurden Feuerpfannen und Fackeln eingesetzt. Je nach Rang des Verstorbenen variierte die Anzahl der am Sarg getragenen Kerzen. Leichenbegängnisse bei Nacht wurden häufig auch "Nachtleiche" genannt.