Grafik "Sepultura mortuorum"
Beschreibung
Der kleinformatige Kupferstich zeigt das Siebte Werk der Barmherzigkeit, das im 12. Jahrhundert von der katholischen Kirche in den Kanon der Barmherzigkeit aufgenommen wurde: das "Begräbnis der Toten" (sepultura mortuorum). Das Ritual geht vermutlich auf das Alte Testament zurück, in dem Tobit, ein frommer Jude, trotz Verbot die Toten seiner Religionsgruppe begraben hat, ganz in der Tradition Gottes, der Moses begrub. In der Grafik werden viele Tote in einfachen Erdgräbern bestattet, sie sind, wie die Frau im Vordergrund, in einfache Leichentücher gewickelt oder werden nackt zur Ruhe gelegt. Die Bestattungen scheinen hastig zu erfolgen, ohne Ritus und Trauerfeierlichkeit und ohne die Anwesenheit von Angehörigen. Auch wirkt die Begräbnisstätte nicht wie ein geordneter Friedhof, sondern wie eine beliebig gewählte Fläche, vermutlich vor den Toren der Stadt. Ob die Zahl der Toten mit einer tödlichen Epidemie oder einem kriegrischen Akt zu tun hat, ist ungewiß. Im Hintergrund scheint eine Feuerbestattung auf einem Scheiterhaufen stattzufinden. Vielleicht illustriert die Grafik die alttestamentarische Geschichte, die der Bestattung zugrunde liegt.