Grafik "B. Henricus puer ab iudaeis caesus monachii"

Beschreibung

Kupferstich aus dem vierteiligen hagiografischen Handbuch "Bavaria Sancta et pia" von Matthäus Rader (1561-1634), gestochen von Raphael Sadeler d. Ältere (1560/61-1628/32) und Raphael Sadeler d. Jüngere (1584-1633?). Sie arbeiteten nach Vorlagen von Peter Candid (um 1548-1628) und Johann Matthias Kager (1575-1634). Auf einem Tisch liegt ein junger Mann, von Männern umgeben, von denen einer mit einem Messer durch Schnitte an der Brust das Opfer ausbluten lässt. Das Blut fließt in eine Schale, die auf dem Boden steht. Die Grafik zeigt einen fiktiven Ritualmord an einem späteren bayerischen Heiligen, die abgebildeten Männer, die durch ihre Kopfbedeckungen als Juden dargestellt sind, werden im Text dem antiken Volk der Idumäer zugeordnet. Das Heiligenhandbuch des Jesuitenpaters Rader, erstellt im Auftrag von Herzog Maximilian I., war zu seiner Zeit eine zutiefst politische Schrift, die Bayern in den schwierigen Jahren vor und während des dreißigjährigen Krieges herrschafts- und symstemstabilisierend unterstützte. Dabei zeichnet sich diese gegenreformatorische Schrift unter anderem durch eine ausgeprägt antijüdische Haltung aus. Da das Werk nicht für breite Volksschichten gedacht war, verfaßte Sadler die Verse, die die Heligenviten begleiten, in einem kunstvollen Jesuitenlatein, das schwer zu übersetzen ist. In der Grafik ist der zugehörige Vers als zweispaltige Inschrift unter der Abbildung vorhanden, beginnend mit "Rursus Idumei calet impia sanguine dextra,…". Sie endet mit: "…non poteras fato vir meliore mori". ("Du könntest durch das Schicksal nicht als besserer Mann sterben").

Material & Technik
Papier / Kupferstich
Abmessung & Dimension
22,1 x 15,5 cm