Grafik 'Trauergerüst für Kaiser Joseph I.'
Beschreibung
Kupferstich von Johann Adam Delsenbach (1687-1765) nach einer Vorlage von Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656-1723) mit Abbildung des Castrum Doloris für Kaiser Joseph I. (1678-1711) in der Wiener Augustinerkirche. Es war eines der sechs Trauergerüste, die in Wien anläßlich des Todes des Kaisers errichtet worden waren. Das temporäre Bauwerk unter einem hohen Baldachin ist umgeben von zahllosen allegorischen Figuren, Engeln und drei personifizierte Todesgestalten. Über dem Scheinsarg in der Mitte, verziert mit dem kaiserlichen Doppeladler des Heiligen Römischen Reiches, halten vier Engel einen Siegerkranz, in dessen Mitte die Siegesgöttin Victoria in einer Kutsche erscheint. Die vier Säulen, zwischen denen das Trauergerüst aufgebaut ist, sind in Anlehnung an die römische Trajanssäule mit Schlachtszenen verziert worden. Ihre Kapitelle sind mit Waffen, Rüstungen und Fahnen versehen, die ovalen Schrifttafeln erinnern an die Siege der Habsburger über die Türken und Spanier und unterstreichen den kriegerischen Charakter des Trauergerüstes. Der Kaiser wird hier nach römischem Vorbild als kriegerischer Triumphator gefeiert, die Inschriftenvignette unter dem hohen Baldachin verkündet: "Victori perpet", "Der Sieger lebt weiter", wofür auch die beiden Phönixe auf den Wandsäulen stehen. Dieser Stich liegt in verschiedenen Varianten vor. Da die Trauergerüste nach einer gewissen Zeit wieder abgebaut wurden, war ihre bildliche Dokumentation eine wichtige Maßnahme, um sie für die Nachwelt zu erhalten. Der Untertitel lautet: "Trauer Gerüste, welches bey den Solennen Exequien des Weiland Alle Durchl. und Großmächtigsten Kaisers Joseph I. auf Allergnädigsten Befehl Ihrer Kaiserl. Mayst. Elenore Magdalenae Theresiae in der Augustiner Hoff-Kirchen 61 Schuh hoch aufgerichtet worden im Monat Junii Ao. 1711".