Grafik "Dienstmagd, eine Leiche ansagend, und Leprosen- oder Siechenvater"
Beschreibung
Kolorierter Holzstich von Friedrich Hottenroth (1840-1917) aus seinem Buch "Deutsche Volkstrachten, städtische und ländliche, vom XVI. Jahrhundert an bis zum Anfange des XIX. Jahrhunderts", Band 1, Süd- und Südwestdeutschland von 1898. Laut Aussage des Gebers stammt diese Grafik aus der Ausgabe von 1923. Die mit "Tafel 18" bezeichnete Grafik zeigt eine Frau im knöchellangen Faltenrock, der in der Abbildung blau wirkt, aber schwarz sein soll, und einer weißen Spitzhaube, an der ein langer weißer Gesichtsschleier befestigt ist. Sie hält eine Rolle Papier in der Hand, die vielleicht den Text mit den Lebensdaten und weiteren Angaben der oder des Verstorbenen enthält, den sie ansagen muss. An ihrer Seite, im Gespräch nach vorne gebeugt, steht ein Mann, auch er ganz in Schwarz (hier blau) gekleidet mit Gehrock, Kniebundhosen und Zweispitz. Er scheint die gleiche Aufgabe als Leichenbitter wie die Dienstmagd zu erfüllen und trägt ein vergleichbares weißes Tuch, das ihm von den Schultern bis weit über die Taille fällt. In der zugehörigen Bildbeschreibung auf S. 118 geht Hottenroth auf diesen "Überschlag", ein weißes Leintuch, ein. Es war ein dienstliches Abzeichen und zugleich das einzige schmückende Kleidungsstück, das die Württembergische Trauerordnung von 1720 erlaubte. Eine Erklärung für den Holzkasten, den der Siechenvater trägt, wird im Text nicht gegeben. Das Blatt ist zwischen den Figuren unten monogrammiert: "Fr.H.".
Bezug zu Orten oder Plätzen
Ulm