Friedrich Karl Joseph Reichsfreiherr von Erthal, Kurfürst von Mainz
Beschreibung
Das Porträt des Mainzer Kurfürsten Friedrich Carl Joseph Reichsfreiherr von Erthal (1719– 1802) wurde irrtümlich für ein Bildnis seines Nachfolgers, des Reichsfreiherrn Karl Theodor von Dalberg (Michaelis 1982), gehalten. Erthal wurde 1754 Rektor der Mainzer Universität und zehn Jahre später kurmainzischer Botschafter bei der Wahl Josephs II. in Frankfurt a. M. Seine beeindruckende Erscheinung fiel auch dem jungen Goethe auf, der Erthal später in »Dichtung und Wahrheit« beschreibt (I, 5; WA I, 26, S. 289). Erthal wurde 1774 zum Erzbischof und Kurfürsten von Mainz gewählt; in seine Amtszeit fielen die Errichtung der Mainzer Republik, die Belagerung der Stadt in den Jahren 1792/93, die auch Goethe miterlebte und beschrieb, sowie die Flucht des kurfürstlichen Hofstaats vor den anrückenden Franzosen nach Aschaffenburg. Das Kniestück in Form eines barocken Standesporträts zeigt Erthal in offizieller Funktion am Schreibtisch sitzend und mit einem Brief in der Hand. Er tritt im Ornat des Erzbischofs und Kurfürsten auf, im roten Kurmantel mit Hermelinkragen, und trägt am roten Brustband ein mit Brillanten besetztes Kreuz und ein Ordenskleinod, wahrscheinlich die Konfraternitätspendule des Deutschen Ordens. Seine Würde unterstreichen die Mitra und der Kurhut links auf dem Tisch sowie die gebauschte Draperie. Das Gemälde besitzt einen sehr feinen, glatten Duktus und ein Kolorit aus leuchtendem Rot, gebrochenem Weiß und gedämpften, dunklen Farben. Es steht einem fast lebensgroßen Porträt des Kurfürsten nahe, das Jacob Samuel Beck zugeschrieben wird (Landesmuseum Mainz; Ludwig 2007, S. 36–38). (Quelle: Maisak/Kölsch: Gemäldekatalog (2011), S. 356)