Friedrich Grimm der Ältere

Beschreibung

Mit den Worten „Urgrossvater Fried Grimm, nach einem Öhlgemälde“ hielt Ludwig Emil Grimm diese Radierung in seinem Werkverzeichnis fest (Inv.-Nr. 6.1.46, fol. 7r, Nr. 36). Besagtes Ölgemälde war 1741 entstanden, da war Friedrich Grimm der Ältere, der Urgroßvater, 69 Jahre alt gewesen. Später sollte das Porträt in der Ahnengalerie der Familie einen prominenten Platz einnehmen; Ende des 19. Jahrhunderts hing es in Berlin in der Bibliothek Jacob und Wilhelm Grimms. Ob es sich auch dort befunden hat, als es Ludwig Emil Grimm kopierte, ist nicht gewiss, doch lohnt ein Vergleich zwischen der Reproduktion und dem Original, das heute zum Bestand der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen zählt (s. Inv.-Nr. 1.1.7). Zunächst fällt die Radierung Ludwig Emil Grimms in ihrer getreuen Wiedergabe des Porträts seines Urgroßvaters auf. Aber er hat auch Veränderungen gegenüber dem Original vorgenommen. So entschied er sich dafür, Friedrich Grimm den Älteren auf einem Stuhl mit Armlehne zu platzieren. Locker hängt dessen linke Hand herab – im Original verweist der Urgroßvater mit ihr auf einen Passus in der Bibel –, während er die rechte Hand erhoben hält: Mehr erzählerisch, weniger aufmerkend als im Original ist diese Geste in der Radierung ausgeführt. Es sind kleine Differenzen, doch verleihen sie in ihrer Gesamtheit dem Porträt, das Ludwig Emil Grimm von seinem Urgroßvater schuf, ein höheres Maß an Nahbarkeit als es das 1741 entstandenen Gemälde kennzeichnet. Die sich im Blick und in den Gesichtszügen offenbarende Strenge ist kaum abgemildert, doch scheint Friedrich Grimm der Ältere im Porträt seines Urenkels auf die Betrachtenden weniger von oben herab zu schauen. Es ist, als sei Ludwig Emil Grimm daran gelegen gewesen, seinen Urgroßvater mehr als Menschen zu fassen, indes das Porträt von 1741 Friedrich Grimm den Älteren zuvorderst als Amtsträger zeigt, das heißt an den Urgroßvater in seiner Funktion als Pfarrer der reformierten Gemeinde in Hanau erinnert. Doreen Paula

Material & Technik
Radierung auf hellem Velin
Abmessung & Dimension
24,5 x 19,6 cm (Platte); 30,1 x 22,9 cm (Blatt)