Pater Wolfgang Bock
Beschreibung
Das Porträt zeigt den aus Schönthal-Hiltersried (Oberpfalz, Bayern) stammenden Karmeliter Wolfgang Bock (geb. 1760). Als Missionar war er in Ostindien tätig, ab 1800 wirkte er als „apostolischer Vicar in Babylon“. Diese Angaben gehen aus der Bildunterschrift hervor. Darüber hinaus ist heute kaum mehr über den Geistlichen bekannt, was zu seinen Lebzeiten anders gewesen zu sein scheint. Ludwig Emil Grimm jedenfalls betonte ihn Anfang 1814 als Freund, indem er auf der Zeichnung, nach der die Radierung entstand, vermerkte: „Zum Andenken von Ihrem wahren Freund Ludwig Emil Grimm d 18t Jener 1814 in München“ (zit. nach Ingrid Koszinowski/Vera Leuschner: Ludwig Emil Grimm. Zeichnungen und Gemälde, Werkverzeichnis, 2 Bde., Marburg 1990, Bd. 1, S. 44, Kat.-Nr. 47, Abb. S. 43). Entstanden war die Zeichnung am 28. Juni 1811 in München. Wolfgang Bock hatte Ludwig Emil Grimm Model gesessen, worauf die Beschriftung der Radierung unten links („nach der Natur gezeichnet“) verweist. Die Zeichnung befindet sich heute in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus in München (Inv.-Nr. G 485). Noch 1811 fertigte Grimm nach ihr die Radierung an, die den Geistlichen – anders als die Zeichnung – auf einem prachtvollen, mit Quasten und hölzernen Aufsätzen verzierten Stuhl zeigt. Er hält ein aufgeschlagenes Buch in den Händen, sein Blick ist auf den Betrachter gerichtet. Es ist ein beredter Blick, aus dem wissende Ernsthaftigkeit zu sprechen scheint. 1811, als das Porträt entstand, war Grimm 21 Jahre alt. Seit 1809 studierte er an der Münchner Kunstakademie und stand damit noch am Anfang seiner Karriere. Und doch drückt sich in diesem Bild bereits klar seine Meisterschaft im Porträtieren aus: Das Bildnis ist nicht nur Abbild der Physiognomie des Paters Wolfgang Bock, in ihm kommt weit mehr noch die innere Bewegtheit des Geistlichen zum Tragen. Doreen Paula