Friedhofsimpression: Die Gräber von Charlotte Amalie Hassenpflug und Dorothea Grimm

Beschreibung

Eine Friedhofsimpression. Ganz links eine liegende Grabplatte, sie ist mehr gestreift, als sie im Fokus steht; das Interesse gilt den beiden weiteren Gräbern. Da ist ein Sockel, auf dem ein Engel sitzend Wache hält, und daneben eine aufrechte Platte, die gleich einer Tür der Eingang in ein Familienmausoleum sein könnte. Die Gräber bestehen bereits länger. Sie sind von Büschen und Sträuchern umwachsen, was der Szene eine romantische Note verleiht. Es sind keine beliebigen Gräber, die man hier sieht. Ludwig Emil Grimm hat sich mit ihnen zwei Grabstätten als Motiv gewählt, in denen Menschen, die ihm sehr am Herzen lagen, ihre letzte Ruhe fanden. Rechts, die gen Himmel strebende Platte, ist das Grabmal seiner Mutter. Deutlich ist darauf ein Kreuz zu sehen, zu dessen Seiten sich jeweils ein Zweig befindet. Der Zweig links mit seinen sechs aufwärtsgerichteten Blättern verweist auf die Kinder Dorothea Grimms (1755-1808), die das Erwachsenenalter erreichten, während der Zweig rechts mit den nach unten geneigten Blättern, ihre drei Söhne benennt, die das Kinderalter nicht überlebten. Dorothea Grimms einzige Tochter, Charlotte Amalie Hassenpflug (1793-1833), war 25 Jahre nach ihrer Mutter gestorben. Über ihrem Grab wacht der bereits bemerkte Engel – eine Arbeit des Bildhauers Johann Werner Henschel (1782-1850), mit dem Ludwig Emil Grimm eng befreundet war. Im Original (hier nicht zu erkennen) hält der Engel ein „Kreuz des Erlösers“ vor sich und schaut versonnen auf einen, auf dem Boden liegenden Kranz, den Ludwig Emil Grimm als „Kranz von Rosen, (die Lieblingsblumen der lieben Lotte)“ beschreibt (zit. nach Lebenserinnerungen des Malerbruders Ludwig Emil Grimm, hrsg. v. Heiner Boehncke/Hans Sarkowicz, Berlin 2015, S. 357). Ludwig Emil Grimm hatte zu seiner drei Jahre jüngeren Schwester eine sehr innige Beziehung. Ihr früher Tod hatte ihn schwer getroffen: „Ja wohl hat sich seit der Zeit vieles verändert,“ schrieb er ein halbes Jahr nach dem Tod der Schwester an Amalie Heereman von Zuydtwyk, „und das schmerzlichste was ich hätte erfahren können, es ist mir alles wie ein Traum, aber ein schrecklicher Traum, ich meine noch immer das es gar nicht möglich seyn könnte. Wenn ich sie [die Schwester] nur jeden Tag einen Augenblick gesund u vergnügt bei ihren Kindern sah. so war ich den ganzen Tag zufrieden, es ist ein entsetzlicher Schlag für mich, der mit nichts in der Welt zu ersetzen ist. Ja Ja die gute Lotte musste man recht kennen, dann kann man wissen was man verlohren hat!“ (Ludwig Emil Grimm an Amalie Heereman von Zuydtwyk, 25.7.1833, zit. nach Ludwig Emil Grimm. Briefe, hrsg. v. Egbert Koolman, 2 Bde., Marburg 1985, Bd. 1, S. 185). Mit schnellen Pinselstrichen hat Ludwig Emil Grimm die Situation ihres Grabes wie des Grabes seiner Mutter auf dem Altstädter Friedhof in Kassel eingefangen. Das Bild zeigt einen Moment der Einkehr und Stille; die Zeit ist vergangen, doch die liebevolle Erinnerung bleibt: Es ist ein durchaus persönliches Bild, das Ludwig Emil Grimm mit dieser Impression schuf. Doreen Paula

Material & Technik
Öl auf Leinwand
Abmessung & Dimension
25,5 x 17,5 (ungerahmt)

Bezug zu Personen oder Körperschaften

Charlotte Amalie Hassenpflug (1793-1833)

Dorothea Grimm (1755-1808)