Grafik "Epitaphien in der Marienkirche zu Lübeck, aufgenommen von Regierungs-Baumeister Wendt in Bernburg"
Beschreibung
Holzstich aus der Zeitschrift „Gewerbehalle. Organ für den Fortschritt in allen Zweigen der Kunst-Industrie“, Tafel 29, Heft 4, 17. Jahrgang 1879. Die Zeitung, ursprünglich von dem Architekten Wilhelm Bäumer und dem Maler Julius Schnorr von Carolsfeld betreut, war im Verlag J. Engelhorn, Stuttgart, ab 1863 einmal monatlich erschienen. Ab 1881 war die Zeitung von den Architekten Ludwig Eisenlohr (1851-1931) und Carl Weigle (1849-1931/32) redigiert worden. Die Veröffentlichung präsentierte Objekte aus dem Kunstgewerbe anhand von begleitenden Illustrationen. Die Grafiken von Ulrich Wendt (1855-1936) zeigen fünf Gedenktafeln aus Holz, Metall oder Stein aus der für ihre hohe Anzahl an Epitaphien berühmt gewordenen Marienkirche in Lübeck. Bis zum Zweiten Weltkrieg waren 84 Platten erhalten gewesen. Bei der Zerstörung der Kirche 1942 wurde ein Großteil der hölzernen Platten vernichtet, die schwer beschädigten steinernen Platten erst ab 1973 teilweise restauriert. In der Mitte ist der Epithaph für den ehemaligen Bürgermeister der Stadt Lübeck, Dr. Lorenz Möller (1560-1634) abgebildet. Der Mittelteil mit Rundbogen wird von zwei schmalen Muschelnischen flankiert, in denen die weiblichen Statuen des Glaubens und der Hoffnung aufgestellt sind. Im Bildfeld ist die Kreuzigungsszene abgebildet. Der Oberbau enthält ein von zwei Säulen begrenztes Gemälde der Auferstehung, der Abschluß trägt das Möllersche Wappen, bekrönt von der Statuette der Liebe. Zwei weitere Wappen, die in Kartuschen an den Seiten oberhalb des Mittelbaus angebracht sind, sind hier im Detail nicht zu erkennen. Sie gehören zu den Familien der Mutter des Bürgermeisters und seiner Ehefrau. Der untere Abschluß zeigt ein ovales Brustbild Möllers. Zahlreiche Putten, Symbolgestalten und Halbfiguren begleiten das reich verzierte, im Barocken Stil gehaltene Grabzeichen aus Holz. Rechts unten ist der Epitaph für den Ratsherren Hartwich von Stiten (1640-1692) und seine Familie zu sehen, geschaffen von Thomas Quellinius (1661-1709). Vor einer Rückwand, die von zwei Stelen eingefaßt und von einer Flammenurne bekrönt wird, halten die Zeit in Gestalt eines Greises mit Stundenglas und der Tod in Gestalt eines Skelettes eine Inschriftentafel, die als Grabplatte gestaltet ist. Ein Posaunenengel schwebt über ihnen, zwei weitere Putten schweben am konsolenartigen Unterbau und halten den Wappenschild der Familie. Die Verzierungen am Rand in Form von kleinen Medaillons enthalten die Wappen der männlichen und weiblichen Familienllinien. Links unten ist die Grabplatte des Kaufmanns Godart Wigerinck († 1518) und seiner vier Ehefrauen abgebildet. Die Bronzeplatte im Renaissancestil stammt aus der Werkstatt von Peter Vischer dem Jüngeren (1487-1528) in Nürnberg. Mittig ist innerhalb einer Muschelnische das Wingerincksche Wappen zu sehen. Die Umschrift in lateinischer Sprache wird an den Ecken von vier Medaillons mit den Familienwappen der vier Ehefrauen unterbrochen.
Bezug zu Orten oder Plätzen
Lübeck