Ein Reklame-Löschblatt und seine Botschaft


Vor dem Siegeszug von Kugelschreibern und Filzstiften spielten Füllfederhalter eine weitaus größere Rolle als heute. Tinte ist nach dem Schreiben nicht sofort trocken und verwischt bei Berührung schnell. Um die Schriftstücke schneller abzutrocknen, waren Löschblätter sehr gebräuchlich. Deshalb lagen sie griffbereit überall dort, wo geschrieben wurde.

Diese Tatsache hat sich die Kaliindustrie zu nutze gemacht, denn mittlerweile besitzt das Werra-Kalibergbau-Museum zwei als Werbemittel für Kali verteilte Löschblätter in unterschiedlicher Gestaltung. Das bereits im Oktober 2000 als "Exponat des Monats" vorgestellte Exemplar aus den 1920er Jahren zeigt einen bedächtig schauenden Bauern mit Hund bei der Betrachtung einer Tabelle mit Empfehlungen für die Düngung verschiedener Nutzpflanzen mit Kali.

Davon unterscheidet sich das abgebildete Löschblatt ganz beträchtlich: Jetzt ist ein mit großen Schritten voranschreitender und kraftvoll zupackender Bauer zu sehen, der gerade Kali auf sein Feld streut. Der Aufruf mit Kali zu düngen ist mit dem Appell gekoppelt, die Ertragsfähigkeit der eigenen "Scholle" zu sichern, um Haus und Hof zu erhalten und Deutschland zur "Nahrungsfreiheit" zu führen.

Die Art der Abbildung und die Form des Textes erlauben die Datierung des Löschblattes in die Jahre der nationalsozialistischen Herrschaft. Im Rahmen der nationalsozialistischen Agrarpolitik war das Ziel der "Nahrungsfreiheit" außerordentlich wichtig, womit die Unabhängigkeit Deutschlands vom Import von Lebensmitteln gemeint war. Dieses Ansinnen kam dem Wunsch der Kaliindustrie nach steigendem Absatz entgegen, mussten hierfür doch, nicht zuletzt durch Düngung, die Erträge gesteigert werden.

Löschblatt

Kalisalze gute Ernte